Anfang Oktober hatten acht Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen zehn und elf der IGS Betzdorf-Kirchen zusammen mit den betreuenden Lehren Frau Dr. Matern und Herrn Bauer die Möglichkeit, im Rahmen eines Erasmus+-Projektes das Gymnasio Kokkinochorion Panou Ioannou in der Stadt Frenaros in der Region Famagusta auf Zypern zu besuchen. Bei dem Erasmus+-Projekt handelt es sich um ein von der EU gefördertes Programm für Bildung, Jugend und Sport auf dem Weg zu einem gemeinsamen Europäischen Bildungsraum.
Bereits im September dieses Jahres empfing die IGS Besuch von zypriotischen und kroatischen Schülerinnen und Schülern. Daher herrschte beim Zusammentreffen der Schülerinnen und Schüler in Zypern von Anfang an große Freude darüber, dass sie den liebgewonnenen Menschen aus beiden Ländern erneut in Person begegnen konnten. Im Vorfeld der Erasmus-Mobilität erhielten die deutschen Schülerinnen und Schüler eine kleine Einführung in die Griechische Sprache, sodass es ihnen möglich war, sich in der Landessprache zu begrüßen und den Mitschülerinnen und Mitschülern vorzustellen, was von den Einheimischen sehr wertgeschätzt wurde.
Wie schon im September in Deutschland stand auch in Zypern die Woche ganz unter dem Thema Mikroplastik. Eine theoretische Einführung in das Thema erhielten die Schülerinnen und Schüler durch einen Vortrag von Frau Dr. Chryso Pallari von der Medical School der University of Nicosia. Die Schülerinnen und Schüler durften dann in einem anschließenden Quiz zeigen, was sie alles gelernt hatten. In den anschließenden Workshops arbeiteten die Schülerinnen und Schüler dann an verschiedenen Aspekten rund um das Thema Mikroplastik: Sie beschäftigten sich mit Plastik-Wirbeln (die eigentlich Meerwasserströmungen sind) in unseren Ozeanen und Meeren, der Verteilung von Mikroplastik im Mittelmeer im Allgemeinen und an Stränden Zyperns im Speziellen sowie der begrenzten Möglichkeit, Mikroplastik in Kläranlagen zu entfernen, und der Aufnahme von Mikroplastik durch Organismen und dessen Einfluss auf die menschliche Gesundheit.
Neben der Theorie sollte aber auch die praktische Arbeit nicht zu kurz kommen. Daher besuchten die Schülerinnen und Schüler das Naturschutzgebiet Cavo Greko und untersuchten am Strand mithilfe von Becherlupen die lokale Flora und Fauna, bevor sie sich unter Anleitung auf die Suche nach Mikroplastik begaben. Dazu steckten sie am Strand begrenzte Areale ab und filterten mithilfe spezieller Siebe die einzelnen Plastikpartikel Kategorie bezogen (Pellets, Streifen, Fasern, Fragmente) heraus. Die einzelnen Partikel wurden anschließend von den Schülerinnen und Schülern quantitativ erfasst. Im Ergebnis zeigte sich, dass pro Quadratmeter Sand durchschnittlich 6 Pellets, 8 Plastikstreifen, 4 Fasern und 22 Plastikfragmente vorhanden sind.
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt bestand darin, ein großes Wandbild auf dem Schulhof des Gymnasio Kokkinochorion zu erstellen: Künstlerisch begabte Schülerinnen und Schüler aus den drei Teilnehmerländern einigten sich auf die Darstellung einer mit Plastikmüll kontaminierten Meereslandschaft. Der Schriftzug „Our future is in our hands“ und ein dazugehöriger QR-Code, unter dem wichtige Informationen über Mikroplastik zu finden sind, sollen die Schulgemeinschaft und Besucher über das Thema informieren und für die Probleme, die Mikroplastik mit sich bringt, sensibilisieren.
Die Arbeitsergebnisse der Woche wurden von den Schülerinnen und Schülern in einem selbsterstellen Video und einer Powerpoint-Präsentation zusammengefasst und den Gemeindeverbänden und der örtlichen Presse vorgestellt. Darüber hinaus verteilten sie in der Ortschaft Ayia Napa Flyer mit QR-Codes an Anwohner und Touristen und kamen mit diesen über das Thema Mikroplastik ins Gespräch.
Neben der thematischen Arbeit hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, den Unterricht an der Schule zu besuchen und auf zahlreichen Ausflügen Land und Leute kennenzulernen. So nahmen sie am Biologieunterricht teil, in dem sie Experimente zum Thema Mikroplastik in Kosmetikartikeln durchführten. Im Technologieunterricht stellten sie Schlüsselanhänger aus Plastikresten her, die zusammengeschmolzen worden waren. Auf einem Tagesausflug besuchten sie verschiedene Dörfer wie Omodos im Troodos-Gebirge mit ihren Kirchen und Klöstern und Städte wie Limassol und lernten so den Kontrast zwischen zypriotischer Tradition und Moderne kennen. Dazu gehörte natürlich auch der Besuch eines traditionellen zypriotischen Restaurants. In der Stadt Deryneia, die an der Grenze zum türkischen besetzten Teils Zyperns liegt, konnten sich die Schülerinnen und Schüler mit Blick auf die Geisterstadt Famagusta, den Checkpoint und Militärposten in einem Besucherzentrum über den aktuell herrschenden Konflikt zwischen den türkischen und griechischen Zyprioten informieren.
Über das Erasmus+-Programm sind mittlerweile echte Freundschaften zwischen den Schülerinnen und Schülern entstanden und es besteht weiterhin Kontakt über die sozialen Medien. Alle Beteiligten hoffen, im Rahmen von Erasmus die Schulpartnerschaft weiterführen zu können.
Die IGS Betzdorf-Kirchen bedankt sich über die finanzielle Förderung im Rahmen von Erasmus+ sowie über die Bereitstellung der Gastgeschenke u.a. von der Stadt Kirchen und der Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain.
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